Die Runde aus Ministerpräsidentin und Akteuren von Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und der Bundesagentur für Arbeit ist besonders in der aktuellen Situation ein wichtiges Steuerungselement zur Fachkräftesicherung. Anlässlich des heutigen Gremiums haben die Partnerinnen und Partner des Ovalen Tischs über Maßnahmen diskutiert, die berufliche Ausbildung weiter zu fördern und das Ausbildungsjahr 2021 an die veränderten Umstände anzupassen.
In Bezug auf die jüngsten Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern sagte Bildungsministerin Stefanie Hubig: „Gute Bildung und individuelle Berufs- und Studienorientierung sind die Voraussetzung für den erfolgreichen Übergang in Ausbildung und Beruf. Die Corona-Pandemie stellt uns dabei vor große Herausforderungen. Deshalb ist es gerade jetzt besonders wichtig, dass die Schulen trotz der Krise geöffnet bleiben und dass wir als Partner am Ovalen Tisch unser gemeinsames Engagement für die Berufsorientierung bekräftigen und durch Beratung, Information und die Möglichkeit der praktischen Erfahrung jungen Menschen gute und fundierte Unterstützung auf dem Weg in den Beruf bieten.“
„Eine gute Berufsausbildung ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Wir werden unsere Jugendlichen weiterhin dabei begleiten, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden und gleichzeitig die Ausbildungsbetriebe unterstützen, in die Ausbildung junger Menschen zu investieren. Mit den Coaches für betriebliche Ausbildung, den Ausbildungsbotschaftern und der im Sommer gestarteten Kampagne „Ausbildung jetzt!“ leistet die Landesregierung gemeinsam mit den Kammern diese Unterstützung und macht sich für die duale Ausbildung stark. Gleichzeitig investieren wir in die Ausstattung der außerbetrieblichen Berufsbildungsstätten und begleiten unsere Unternehmen eng durch die Krise, damit sie auch weiterhin junge Menschen ausbilden und ihnen als Nachwuchsfachkräfte einen erfolgreichen Berufsstart ermöglichen können“, sagte Wirtschaftsstaatssekretärin Daniela Schmitt.
Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber sei im letzten Jahr um 4,1 Prozent gesunken, so Daniel Lips, Geschäftsführer Operativ der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit. Eine rückläufige Bewerberentwicklung sei aber bereits in den letzten Jahren erkennbar gewesen. Auch bei den gemeldeten Berufsausbildungsstellen verzeichnete die Bundesagentur für Arbeit in diesem Jahr einen Rückgang. „Beides hat uns jetzt aber nicht überrascht. 2.700 Ausbildungsstellen sind offen. Noch ist es nicht zu spät. Ausbildungsverträge können noch immer abgeschlossen werden. Unsere Berufsberaterinnen und -berater helfen gerne weiter und halten bei Bedarf ein breit gefächertes Unterstützungsangebot bereit“, fügte Daniel Lips hinzu.
Dr. Gerhard F. Braun, Präsident der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU) zeigte sich über den Rückgang der Interessenten für Ausbildungsplätze besorgt. „Immer mehr junge Menschen entscheiden sich für eine weiterführende Schule oder ein Studium. Die Entwicklungen durch Corona, zum Beispiel der Rückgang bei den Berufsorientierungsaktivitäten, verstärken diesen Trend leider. Daher bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung, das duale Ausbildungssystem als attraktiven Berufseinstieg zu etablieren. Daher schlagen wir eine gemeinsame Kampagne vor. Wir wollen damit die Wertschätzung der dualen Ausbildung bei Eltern und Schülern erhöhen“, erklärte der LVU-Präsident.
Nach Einschätzung der Industrie- und Handelskammer ist die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe dagegen weiterhin hoch. „Das ist ein wichtiges Signal und zeugt von der Weitsicht der Unternehmen, die damit unterstreichen: Die duale Ausbildung ist krisensicher! Jetzt liegt es an der Politik, dafür Sorge zu tragen, dass für 2021 die Weichen richtig gestellt werden. Uns allen muss klar sein, dass stabile Ausbildungszahlen nur dann zu erreichen sind, wenn unsere Unternehmen die kommenden Monate auch erfolgreich und produktiv bewältigen können“, so IHK-Präsident Peter Adrian.
„In Zeiten großer Unsicherheit am Ausbildungsmarkt müssen mehr Betriebe dauerhaft für die Ausbildung gewonnen werden. In der Verbundausbildung sehen wir ein geeignetes Instrument, auch um neue Betriebe zu guten Ausbildungsbetrieben zu entwickeln. Wir fordern das Land auf, die Verbundausbildung mit einer dauerhaften Förderung des organisatorischen Mehraufwands der Betriebe zu stärken“, ergänzte Dietmar Muscheid, Vorsitzender des DGB Rheinland-Pfalz/Saarland. Zudem sollten Unternehmen, die während der Pandemie zusätzliche Auszubildende einstellten, finanziell unterstützt werden. Finanziert werden könne dies mit einem Zukunftsfonds für Ausbildung und Fachkräftesicherung, an dem sich alle Betriebe solidarisch beteiligen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Sitzung war die Verabschiedung einer neuen Rahmenvereinbarung zur Berufs- und Studienorientierung. Die Teilnehmer des Ovalen Tischs engagieren sich seit vielen Jahren gemeinsam erfolgreich für die Berufliche Orientierung von Schülerinnen und Schülern in Rheinland-Pfalz. Durch die neue Fassung der seit 2009 bestehenden Vereinbarung wird der Fortbestand dieser konstruktiven Zusammenarbeit bis ins Jahr 2026 gesichert. Inhalte der neuen Rahmenvereinbarung bestehen beispielsweise in der gleichwertigen Betrachtung von beruflicher Selbstständigkeit und abhängigem Arbeitsverhältnis sowie der digitalen Dimension der beruflichen Orientierung.
Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Rheinhessen (HWK), Anja Obermann, betonte die Bedeutung des gemeinsamen Kurses innerhalb des Gremiums: „Die duale Ausbildung ist ein starker Pfeiler der Wirtschaftskraft des Landes und bietet sehr gute Karrierechancen für junge Menschen. Das Ziel der Stärkung der Berufsorientierung und Begleitung junger Menschen auf ihrem Weg ins Berufsleben eint die Partner des Ovalen Tischs“.
Der Ovale Tisch für Ausbildung und Fachkräftesicherung ist eine rheinland-pfälzische Besonderheit. Ihm gehören neben der Staatskanzlei, dem Wirtschafts-, Bildungs- und Arbeitsministerium des Landes, die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammern, die Handwerkskammern, die Landwirtschaftskammer, die Landesvereinigung Unternehmerverbände, der Verband der Freien Berufe, der Einzelhandelsverband, der Hotel- und Gaststättenverband sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Gewerkschaften IG BCE, IG Metall und ver.di an. Unter der Leitung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer beraten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer regelmäßig über die Situation auf dem Ausbildungsmarkt und die Sicherung des Fachkräftebedarfs.