Ovaler Tisch beschließt konzertiertes Vorgehen zur Stärkung der dualen Ausbildung im Ausbildungsjahr 2021/22

„Die Corona-Pandemie belastet alle Bereiche des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. Auch der Ausbildungsmarkt bleibt von den Folgen der Pandemie nicht verschont“, erklärte Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Rahmen der Sitzung des Ovalen Tisches. Der Ausbildungsmarkt in Rheinland-Pfalz sei jedoch besser durch das erste Corona-Jahr gekommen als im Bundesdurchschnitt.
Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Schreibtisch

Während die Zahl der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse bundesweit um 11 Prozent gesunken ist, liege der Wert für Rheinland-Pfalz bei nur 8,2 Prozent. Die Ministerpräsidentin hob die Leistungen des Ovalen Tisches in den vergangenen Jahren hervor. Es sei gelungen, mit allen Partnern eine Reihe von Initiativen zu starten, um den Ausbildungsmarkt in Rheinland-Pfalz voranzubringen. „Ich freue mich sehr, dass wir heute ein konzertiertes Vorgehen aller Partner zur Stärkung der dualen Ausbildung im Ausbildungsjahr 2021/22 beschließen können“, so die Ministerpräsidentin.

„Auch während der Corona-Pandemie benötigen Unternehmen Nachwuchs- und Fachkräfte und junge Menschen suchen nach einer beruflichen Perspektive. Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes ist in diesem Jahr allerdings schwer abzuschätzen. Ausgehend von den Erfahrungen der letzten Monate haben sich die Partner des Ovalen Tisches auf eine Reihe von Ansatzpunkten verständigt, die in Abhängigkeit des Infektionsgeschehens sowie der Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt bei Bedarf kurzfristig herangezogen werden können. Mit dieser vorausschauenden Vorgehensweise wollen wir sowohl Ausbildungsbetriebe als auch ausbildungsinteressierte Jugendliche unterstützen“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Dietmar Muscheid, Bezirksvorsitzender DGB Rheinland-Pfalz/Saarland ergänzte: „Die Corona-Pandemie hat dem Ausbildungsmarkt kräftig zugesetzt, der Rückgang an neuabgeschlossenen Ausbildungsverträgen beträgt mehr als acht Prozent. Diese Entwicklung fällt in eine Zeit, in der die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe über die vergangenen Jahre ohnehin kontinuierlich abgenommen hat. Die Herausforderungen der ökologischen und digitalen Transformation werden wir aber nur mit gut ausgebildeten Fachkräften meistern können. Von der Ausbildung profitieren also am Ende alle Betriebe – ob sie selbst ausbilden oder nicht. Deshalb braucht es jetzt auch eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Betriebe, um die Ausbildung zu stärken.“

Der Präsident der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU), Dr. Gerhard F. Braun, sagte dazu: „Es bleibt unsere gemeinsame Aufgabe, die berufliche mit der akademischen Bildung gleichzustellen. Dafür braucht es eine verstärkte Werbung für die entsprechenden Berufsbilder, eine gute Wirtschaftslage für die Unternehmen und eine zielgerichtete Berufsberatung. Praktika spielen hierbei eine wichtige Rolle. Durch die Pandemie ist aber vielen jungen Menschen der Einblick in die Arbeitswelt verwehrt geblieben. Diese verpassten Möglichkeiten wollen wir gemeinsam durch passgenaue Lösungen ausgleichen. Corona darf nicht zum Chancenkiller einer ganzen Generation werden. Die Unternehmen brauchen weiterhin gut ausgebildete Fachkräfte.“

Wirtschaftsstaatssekretärin Daniela Schmitt führte aus: „Die Ausbildung ist und bleibt elementar für die Zukunft der jungen Menschen sowie für die Wirtschaftskraft der Betriebe. Die Stärkung der Ausbildung auf allen Ebenen ist deshalb ein zentrales Anliegen der Landesregierung. Zur Stärkung des Ausbildungsgeschehens setzen wir die Coaches für betriebliche Ausbildung im Handwerk und Hotel- und Gaststättenbereich auf hohem Niveau fort.“ 24 Coaches seien landesweit aktiv und haben im vergangenen Jahr 1.559 Jugendliche in Ausbildung gebracht. „Sie sind ein wichtiges Projekt, um junge Menschen und Betriebe für eine passende Ausbildung zusammen zu bringen“, so Schmitt. Erfreulich sei auch, dass die Betriebe im Land weiter eine hohe Ausbildungsbereitschaft zeigten. Viele Jugendliche zögerten derzeit aufgrund der unsicheren Lage auf dem Arbeitsmarkt, sich für eine Ausbildung zu entscheiden. Schmitt wies darauf hin, dass der Fachkräftebedarf in vielen Branchen trotz Pandemiefolgen hoch sei, und motivierte junge Menschen, sich für eine Ausbildung zu entscheiden. Schmitt wies zudem darauf hin, dass auch das Landeszuschussprogramm für Betriebe, die Auszubildende aus Insolvenzbetrieben übernehmen, fortgesetzt wird. Es sei eine wichtige Säule zur Ausbildungssicherung gerade in der derzeitigen Situation.

Peter Adrian, Präsident der IHK Trier ergänzte: „Die Corona-Pandemie hat die Ausbildung und auch die Berufsorientierung stark beeinflusst. Durch den Einsatz neuer, digitaler Formate konnte zwar ein noch stärkerer Einbruch der Ausbildungszahlen verhindert werden. Nun müssen wir aber gemeinsam weiter alles daransetzen, die Unternehmen in Rheinland-Pfalz bei der Besetzung von freien Ausbildungsplätzen zu unterstützen. Ansonsten droht die Corona-Krise nahtlos in eine Fachkräfte-Krise überzugehen.“

„Unser gemeinsames Ziel ist es, dass alle ausbildungsinteressierten jungen Frauen und Männer einen Ausbildungsplatz finden und die Unternehmen ihre Ausbildungsplätze besetzen können. Die Berufsberaterinnen und Berufsberater der Agenturen für Arbeit stehen den Jugendlichen für individuelle Gespräche zur Verfügung. Dies kann telefonisch, per Mail oder auch per Videoberatung erfolgen. Gerade in der gegenwärtigen Zeit ist eine gute Berufsorientierung und Beratung wichtig“, so Daniel Lips, Geschäftsführer der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit.

„Auch in Zeiten von Corona bietet eine abgeschlossene Berufsausbildung die beste Perspektive für einen erfolgreichen Start ins Berufsleben. Zwar ist es bedauerlich, dass die Zahl der Ausbildungsverhältnisse etwas zurückgegangen ist, aber das vergangene Jahr hat dennoch gezeigt, wie krisenfest unser System der dualen Ausbildung ist. Darauf dürfen wir uns allerdings nicht ausruhen, sondern müssen uns auch für das neue Ausbildungsjahr rüsten. Deshalb freue ich mich, dass wir am Ovalen Tisch gemeinsam die Grundlage schaffen, im Bedarfsfall flexibel, schnell und entschlossen reagieren zu können. Im Rahmen unserer Arbeitsmarktinitiative "rechargeRLP" und mit unseren "Jugendberufsagenturen Plus" haben wir zudem bereits wichtige Angebote auf den Weg gebracht, um junge Menschen auch unter diesen erschwerten Bedingungen beim Übergang in Ausbildung zu unterstützen“, sagte Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler.

Bildungsministerin Stefanie Hubig: "Wir stehen in Rheinland-Pfalz für eine zielgerichtete Berufsorientierung, die Berufs- und damit auch Lebensperspektiven aufzeigt und Chancen schafft. Eine unserer großen Stärken dabei ist das Miteinander und die Partnerschaft am Ovalen Tisch – das zeigt sich auch jetzt beim Thema Berufsorientierung angesichts der Corona-Pandemie. Wir wollen analoge Berufsorientierungs-Konzepte um zusätzliche Digital-Angebote erweitern. Davon profitiert die Berufsorientierung in Rheinland-Pfalz in und nach der Pandemie."

Die Ministerpräsidentin erklärte abschließend: „Ich freue mich sehr, dass sich alle Partner des Ovalen Tischs unserem Aufruf ‚Es kommt auf jede und jeden an!‘ anschließen. Die Menschen in Rheinland-Pfalz leisten ungeheuer viel, um das Corona-Virus einzudämmen. Und wir sehen die Erfolge: die Zahl der Neuinfektionen verringert sich, bei der Impfquote ist Rheinland-Pfalz bundesweit an der Spitze. Damit wir die Gefahr der Mutation eindämmen und die Zahlen der Infektionen weiter zurückdrängen können, ist noch einmal eine gemeinsame Kraftanstrengung nötig. Wenn wir uns alle an die Hygiene- und Kontaktregeln halten, können wir bald weitere Öffnungsschritte wagen. Wir bitten deshalb alle Bürger und Bürgerinnen: Helfen sie mit, strengen wir uns gemeinsam an, verhalten wir uns auch in den kommenden Wochen solidarisch. Dann können wir Schritt für Schritt raus aus dem Lockdown. Es kommt auf jede und jeden an.“

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