Die Corona-Pandemie habe die Rahmenbedingungen für die Berufsorientierung und die berufsvorbereitenden Praktika in vielen Bereichen erschwert. „Eine Ausbildung zu beginnen, einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz anzubieten, das ist eine Investition in die Zukunft“, so Malu Dreyer. Die Landesregierung unterstütze ebenso wie die Kammern und die Bundesagentur für Arbeit mit gezielten Maßnahmen, um jungen Menschen Wege in Ausbildung zu eröffnen.
Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes Rheinland-Pfalz/Saarland, Dietmar Muscheid, forderte verstärkte Anstrengungen von Betrieben und der Politik, um Jugendlichen eine belastbare Ausbildungsperspektive zu geben. „Die Betriebe und Verantwortlichen in der Politik müssen jetzt alle Anstrengungen bündeln, um jungen Menschen einen festen Ausbildungsplatz zu garantieren und Maßnahmen in Gang setzen, die weitere Ausbildungsabbrüche verhindern“, so Muscheid.
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt appellierte an die jungen Leute, sich wieder um Praktika zu bemühen, um Berufe wie Betriebe kennenzulernen: „Die Ausbildungsmöglichkeiten sind enorm vielfältig. Wir haben über 300 Ausbildungsberufe. Es lohnt sich, über Praktika in die Berufe hinein zu schnuppern. Und: Für die Suche nach einem Ausbildungsplatz ist es nie zu spät – ein Einstieg ist jederzeit möglich“, sagte Schmitt.
Der Präsident der Landesvereinigung der Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU), Dr. Gerhard Braun, hob die Bedeutung des Ovalen Tisches für die Fachkräftesicherung der Unternehmen hervor und betonte: „Die Partner des Ovalen Tischs wollen ihr Engagement für die Ausbildung der Fachkräfte von Morgen weiter steigern. Pandemiebedingt waren die Möglichkeiten der Berufsorientierung stark eingeschränkt. Workshops in Schulen und Praktika mussten vielerorts entfallen. Dieses Angebot wollen wir schnellstmöglich wieder hochfahren und an die Bedürfnisse der Zeit anpassen. Gut ausgebildeter Nachwuchs ist für die Unternehmen unverzichtbar."
Für Bildungsministerin Stefanie Hubig ist die Stärkung der dualen Ausbildung gleichbedeutend mit einer – und zwar nicht nur wirtschaftlichen – Stärkung unseres Landes. „Eine Berufsausbildung eröffnet jungen Menschen vielfältige Chancen und Möglichkeiten für die individuelle Lebensgestaltung, inklusive anschließendem Studium oder einem trittfesten Weg in die Selbstständigkeit“, so Hubig. Eine Folge der Pandemie sei leider, dass den jungen Menschen das Kennenlernen von Betrieben am Tag der Berufs- und Studienorientierung in den Schulen oder auf Berufsinformationsmessen ganz massiv fehle. „Gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern haben wir Schülerinnen und Schüler unterstützt und viel über Online-Formate kompensiert. Wir brauchen jetzt dringend wieder mehr Möglichkeiten der persönlichen Begegnung. Dabei appelliere ich auch an die Betriebe, auf die Schulen zuzugehen und beispielsweise Praktika anzubieten. An unseren Schulen haben wir tolle junge Menschen, die aber häufig noch auf der Suche sind – gemeinsam können wir ihnen gute Wege in Ausbildung und Beruf aufzeigen", so Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig.
Präsidenten-Sprecherin der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz, Susanne Szczesny-Oßing, beschrieb die Probleme der Unternehmen, den Ausbildungsbetrieb unter Pandemiebedingungen aufrecht zu erhalten. „Unsere Mitgliedsunternehmen spüren die Folgen der Corona-Pandemie auf dem Ausbildungsmarkt auch in 2021. Durch den Einsatz neuer, digitaler Formate konnte zwar ein noch stärkerer Einbruch der Ausbildungszahlen verhindert werden“, so Szczesny-Oßing. Insbesondere die Berufsberatung im persönlichen Gespräch sei aber durch nichts zu ersetzen. Sie forderte, die Lehrerinnen und Lehrer sowie die Schulen so auszustatten, dass nach den Sommerferien ein Präsenzunterricht wieder möglich sei. „Die Betriebe wünschen sich eine Rückkehr zur Präsenz, zu Berufsinfomessen oder Ausbildungstagen. Wir als IHK sowie die übrigen Teilnehmenden des ‚Ovalen Tisches‘ sind angehalten, nach den Sommerferien wieder – vor Ort in den Schulen – über die Chancen der dualen Ausbildung zu informieren. Ansonsten droht die Corona-Krise nahtlos in eine Fachkräfte-Krise überzugehen“, sagte die Präsidenten-Sprecherin der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz.
Familienstaatssekretär David Profit betonte die Belastungen, denen insbesondere Kinder und Jugendlich in der Corona-Pandemie, die nun schon länger als ein Jahr andauere, ausgesetzt seien. „Es gibt bei vielen Jugendlichen Zukunftsängste. Ein Ausbildungsplatz nimmt diese Angst und schafft Zukunft. Auch deshalb ist der heute verabschiedete Appell des Ovalen Tisches ein wichtiges Signal“, unterstrich Profit.
Der Geschäftsführer Operativ der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit, Daniel Lips, wies darauf hin, dass derzeit noch viele offene Ausbildungsstellen bei den Agenturen für Arbeit und Jobcentern gemeldet seien und dass die jungen Menschen sehr gute Aussichten auf einen Ausbildungsplatz hätten. „Eine Kontaktaufnahme mit der Arbeitsagentur oder dem Jobcenter lohnt sich auf alle Fälle. Wichtig ist, dass die Jugendlichen auch die Sommerferien nutzen und ihre beruflichen Perspektiven ausloten. Ich rate den jungen Frauen und Männern auch mal mutig zu sein. Berufe in den Blick zu nehmen, die vielleicht nicht erste Priorität haben. Die Chancen steigen erheblich, wenn man flexibel ist, denn zu fast jedem Beruf gibt es Alternativen“, so Lips.
Ausgehend von ihrem im Februar 2021 beschlossenen konzertierten Vorgehen verständigten sich die Partner des Ovalen Tisches darauf, in den kommenden Monaten weitere konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um den Ausbildungsmarkt in Rheinland-Pfalz gemeinsam weiter zu stabilisieren. Dabei werden unter anderem die Mittel des Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ umfassend genutzt, um mit Beginn des neuen Schuljahres über unterrichtsbegleitende Fördermaßnahmen schulische Lernrückstände abzubauen und die Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu unterstützen.
Die Ministerpräsidentin appellierte an die Unternehmen, weiter Ausbildungsplätze anzubieten. „Wer heute nicht ausbildet, dem fehlen schon morgen die Fachkräfte“, so Malu Dreyer. Sie forderte aber auch die Jugendlichen auf, sich von den widrigen Umständen nicht verunsichern zu lassen und ihre Chancen zu nutzen. „Eine gute Ausbildung ist nach wie vor wichtig für einen erfolgreichen Start in eine gute Zukunft“, betonte Ministerpräsidentin Malu Dreyer.